Sehenswürdigkeiten
Schmale Gassen mit schmucken Fachwerkhäusern, eine mittelalterliche Burg, romantische Spazierwege und ein aus dem 15. Jahrhundert stammendes Stadttor. Damit ist die zwischen 1231 und 1255 an den südlichen Ausläufern des Lippischen Berglands gegründete Stadt ein richtiges Schmuckstück und natürlich auch ein beliebtes Touristenziel. Blomberg hat rund 16.000 Einwohner und hat damit eine überschaubare Größe. Trotzdem kann eine Vielzahl von Baudenkmälern bewundert werden. Für einen echten Hingucker sorgen insbesondere die mit geschnitzten Fächerrosetten verzierten Fachwerkhäuser.
Wie in alten Zeiten endet auch heute die Stadt in ihrem westlichen Teil an der noch vorhandenen Stadtmauer. Ein Spaziergang durch die meist mit giebelständigen Häusern bebauten Gassen kann deshalb außerhalb, auf einem romantischen Weg entlang der Stadtmauer, fortgesetzt werden. Durch die offene Landschaft reicht der Blick dort bis in den Teutoburger Wald. Mittelpunkt der Stadt ist der Marktplatz. Hier steht der Alheyd-Brunnen, mit dem an die in Blomberg hingerichtete Alheyd Pustekoke erinnert wird, die im Jahr 1460 geweihte Hostien in einen Brunnen geworfen hat. Da man dem Wasser des Brunnens danach besondere Heilkräfte nachsagte, entwickelte sich Blomberg auch zu einem gefragten Wallfahrtsort. Die zu diesem Zweck errichtete Klosterkirche gehört heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Blomberg ist somit bereits seit vielen Jahrhunderten ein beliebtes Reiseziel und daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.
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Die Highlights in Blomberg
Alte Amtshaus
Reich verzierte Fachwerkhäuser gibt es in Blomberg zahlreiche. Eines der schönsten davon dürfte sicherlich das einstige Amtshaus sein. Allein die Lage ist perfekt für Touristen, schließlich befindet sich der Bau direkt am Pideritplatz und dort an der schmalen Zufahrt zur Burg.
Die unmittelbare Nähe zum einstigen Sitz der lippischen Landesherren wurde bewusst so gewählt, schließlich residierte hier der jeweilige Amtmann samt seiner Familie. Unter besagtem Amtmann oder Drost verstand sich der Verwalter des Amtes Blomberg, zu dem die früher selbstständigen Gemeinden der Stadt Blomberg, bis 1789 auch noch Belle, Billerbeck, Schieder und Wöbbel, gehörten.
Ab besagtem Jahr war das Amt Blomberg schaumburg-lippisch, wurde 1839 wieder ins Fürstentum Lippe integriert, wobei Burg und Amtshaus bis zum Rückkauf durch die Stadt Blomberg 1962 zum bückeburgischen Fürstenhaus gehörten.
„Die Aufgaben eines Amtmannes waren vielfältig. Unter anderem gehörten dazu die Regelung der finanziellen und rechtlichen Interessen des Landesherrn und Verwaltungsarbeit“, berichtet der Blomberger Stadtarchivar Dieter Zoremba.
Erbaut wurde das Gebäude übrigens 1572 durch Graf Simon VI., der die Regierungsgeschäfte sieben Jahre später übernahm.
Und die gesamte Bandbreite an Inschriften, Symbolen und Schnitzereien kann sich absolut sehen lassen. „Das einstige Amtshaus ist ein schönes Baudenkmal aus der Zeit der Weserrenaissance mit vielen Zierschnitzereien auf der Vorderfront. Dargestellt sind vor allem sogenannte Radschnitzmuster“, so Dieter Zoremba.
Auf dem unteren Schwellbalken des Giebelgeschosses ist die Inschrift „Von Gottes Gnad Symon Graffe und eddele Herr zur Lippe. ANNO DOMINI 1572.“ zu lesen. Direkt darüber befindet sich das Wappen des Grafen, rechts und links davon Säulen. Auf dem Fachwerk existieren zahlreiche Fächerrosetten in Form von Dreiviertelkreisen. Das wiederum hat es dem Zierschnitzer Barthold Sander damals ermöglicht, das Zentrum dieser Fächer als vollständigen Kreis zu gestalten. Deshalb findet man dort unter anderem Rosen und Sterne.
Auch der Bereich über den Fenstern ist äußerst aufwendig gestaltet – allerdings sind die Motive streng in eine doppelte Wellenranke mit daraus entstehenden Kreisen geordnet. Aber auch hier gibt es Schnitzwerk wie Sterne, Rosen, Blätter und Trauben innerhalb der Kreise. Besonders auffällig sind ein bärtiges Gesicht mit abstehenden Ohren, ein Kopf mit Narrenkappe und ein weiteres Gesicht im Strahlenkranz.
Verziert sind darüber hinaus die Schwellbalken und Füllhölzer. Äußerst edel kommt auch der dreistöckige Giebel daher, auf dem sich unten ein Kopf mit Engelsflügeln, das bereits beschriebene Wappen samt Inschrift und ein Blattrankenmuster befinden. Am zweiten Giebelgeschoss sind neben den zwei zentralen großen Fächern links und rechts je ein kleinerer zu sehen, in der Giebelspitze gibt es eine Halbrosette.
Am Rande: Nach dem Verkauf durch die Stadt Blomberg an den Landesverband hat der das historische Gebäude vermietet. Der letzte offizielle Bewohner in der Funktion eines Amtmannes war der bückeburgische Amtsrat Carl Friedrich Ernst Bömers, dessen Nachkommen bis 1938 in dem Gebäude am Pideritplatz lebten.
Vom Keller aus soll es früher sogar einen unterirdischen Gang gegeben haben, der bis zum Hurn führte.
Niederntor
Das Niedere Tor (Niederntor) ist der südliche Zugang der um 1240-50 von Bernhard III. zur Lippe gegründeten Stadt Blomberg. Durch das Tor führte ein alter Handelsweg, die „Kölnische Landstraße“, in die Stadt. Als ein wichtiger Zweig des westfälischen Hellwegs kam diese Straße von Paderborn über die Egge bei Horn und führte weiter nach Hameln und Braunschweig. Blomberg besaß ursprünglich nur ein weiteres Tor, das Heutor. Erst später kam das Neue Tor hinzu. Heute ist das Niedere Tor das einzige erhaltene Stadttor in Lippe.
Der zweigeschossige Unterbau des Torturmes wurde vermutlich im 14. oder 15. Jahrhundert erbaut, er besitzt eine gotische Spitzbogendurchfahrt. Über dem Tor befindet sich an der Außenseite (Feldseite) eine Segmentbogen-Blendnische mit seitichen Führungsnuten für ein früheres Fallgatter. Darüber verläuft eine horizontale Baufuge. Die beiden oberen Geschosse mit den beiden großen Schlüssellochscharten sind jünger; der feldseitige Dreistaffelgiebel ist um 1525-1530 zu datieren. Mit Vierpassöffnungen in den seitlichen Staffeln und steinernen Kugeln auf den Giebelschrägen kombiniert dieser Giebel Stilelemente von Gotik und früher Renaissance. Die obere Giebelstaffel zeigt einen Wappenschild mit der lippischen Rose. Das Mauerwerk aus rotem Sandstein war ursprünglich verputzt.
Eine Türöffnung im feldseitigen Giebel führte auf einen nicht erhaltenen hölzernen Balkon, der auf vier Kragsteine abgestützt war, vermutlich ein Ausguck für einen Torwächter. Nach einer Stadtansicht auf der Flurkarte von Friemel von 1750 hatte das Tor einen vorgelagerten Zwinger.
An dem stadtseitigen Dreiecksgiebel befindet sich eine Turmuhr mit hölzernem Zifferblatt, die nur einen Stundenzeiger besitzt. Das erhaltene Uhrwerk lieferte der Uhrmacher König aus Salzuflen 1844; die zugehörige Uhrglocke wurde von Heinrich Ludwig Lohmeier aus Gütersloh gegossen. Bekrönt wird der Turm von einem hölzernen Dachreiter von 1724 (Jahrringdatierung).
Das Niedere Tor wurde 2012 restauriert und kann bei Stadtführungen auch von innen besichtigt werden.
Rathaus
Der quadratische Marktplatz mit dem Rathaus bildet den Mittelpunkt der Stadt. Hier versammelte sich die Bürgerschaft, wenn die Ergebnisse der Ratswahl verkündet wurden oder einem neuen Landesherrn gehuldigt werden musste. Bis heute findet vor dem Rathaus der Wochenmarkt statt.
Das Rathaus wurde 1587 als zweigeschossiger Steinbau von dem Blomberger Maurer- und Steinhauermeister Hans Rade erbaut. Darüber erhebt sich ein hohes Sparrendach mit Sollingplattendeckung und einem vorgesetzten Scheinstockwerk aus Fachwerk. Die drei Giebel zum Marktplatz wurden 1769 nach einem Brandschaden erneuert. Den Fachwerkaufbau und das Dachwerk errichteten der Zimmermeister Henrich Reckamp und sein Sohn Veit. Sie kamen aus Höxter und brachten die damals moderne Schnitzdekoration der Spätrenaissance mit Zahnschnittmustern und hölzernen Halbsäulen mit nach Blomberg.
Das Rathaus ist mit Inschriften in lateinischer, hochdeutscher und mittelniederdeutscher Sprache geschmückt. Sie künden vom Selbstverständnis und der humanistischen Bildung der städtischen Oberschicht als „glücklichem Regiment“, warnen aber auch vor Bestechlichkeit und ermahnen die Untertanen zum Gehorsam gegenüber der Obrigkeit.
„Auf dem Rathaus“ versammelt sich bis heute der Rat der Stadt Blomberg. Der große Ratssaal im Obergeschoss wurde aber auch für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten genutzt. Der kleine Ratssaal wird „Wilbasensaal“ genannt, hier tagte seit dem 16. Jahrhundert das Freigericht von Wilbasen. Im Rathaus befanden sich Ratsarchiv und -bibliothek sowie eine Waffenkammer. Erdgeschoss und Keller wurden früher als Ratskellerwirtschaft an einen Gastwirt verpachtet, im Ratskeller wurde auch Wein ausgeschenkt. Von 1870 bis 1873 und von 1902 bis 1939 war hier die Blomberger Spar- und Leihekasse, die spätere Stadtsparkasse, untergebracht.
1879-81 wurde das Verwaltungsgebäude links neben dem Rathaus erbaut. 1902-04 entstand der rückwärtige Erweiterungsbau des Rathauses durch den Landbaumeister Heinrich Knoop.
Links vor dem Rathaus steht der Pranger oder „Schandpfahl“. Die steinerne Säule, die 1616 erneuert worden ist, stand früher vor dem Ostgiebel des Rathauses. Hier wurden vom Stadtgericht Verurteilte zum öffentlichen Gespött angekettet. Auch Todesurteile durch das lippische Hochgericht wurden hier verkündet.
Alheyd-Brunnen
In direkter Nähe zum Blomberger Rathaus, und direkt auf dem Marktplatz gelegen, befindet sich der Alheyd-Brunnen.
Der Alheyd-Brunnen erinnert an ein für Blomberg bedeutendes Ereignis im 15. Jahrhundert:
Der „Alheyd-Brunnen“ auf dem Marktplatz wurde 1989 an der Stelle eines früheren „Marktkumps“ errichtet. Die Brunnenfigur des Osnabrücker Bildhauers Hans Gerd Ruwe (1926-1995) erinnert an den „Blomberger Hostienfrevel“ von 1460: Eine Frau, die erst Jahrhunderte später den Namen „Alheyd Pustekoke“ erhielt, hatte 45 Hostien aus der Stadtkirche St. Martini gestohlen und aus Angst vor Verfolgung in einen Brunnen geworfen. Für diese Freveltat wurde sie hingerichtet, an dem Brunnen sollen zahlreiche Wunder geschehen sein. In der Folge kam es zur Brunnenwallfahrt nach Blomberg und der Klostergründung von 1468.
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Blomberger Burg
Bei der Gründung der Stadt Blomberg um 1240-50 war eine Burg als Sitz der Edelherren zur Lippe fest mit eingeplant. Die Burg liegt strategisch günstig an der höchsten Stelle der Stadt auf einem Bergsporn, der zum Diestelbach steil abfällt. Im Mittelalter war die Blomberger Burg für längere Zeit Residenz der Edelherren zur Lippe.
1447 wurden Burg und Stadt Blomberg in der Soester Fehde zerstört, doch blieben massive Bauteile wie die Ringmauer und Teile des steinernen Saalbaus erhalten. Die Burg wurde schnell wiederaufgebaut, die Befestigungswerke zur Stadtseite wurden verstärkt. Im 16. Jahrhundert erfolgte ein weiterer Ausbau mit repräsentativen Bauten der Renaissance, dem Ostflügel von 1560-69 und dem Nordflügel von 1567. Beide Flügel haben prächtige Fachwerkbauteile mit geschnitzten Fächerrosetten. Der Ostflügel besitzt eine steinerne Utlucht des Lemgoer Baumeisters Hermann Wulff von 1569. Das „Alte Amtshaus“ am Pideritplatz wurde 1572 als Wohnung für den Amtmann errichtet. Die Inschrift nennt als Bauherrn den Grafen Simon VI. zur Lippe.
Der heutige Pideritplatz vor der Burg hieß früher „Wüste Stelle“ (unbebauter Platz) und durfte nicht bebaut werden. Im 15. Jahrhundert hielten hier die Edelherren zur Lippe ihre Lehnstage unter einer Linde ab. Nördlich des Platzes standen mehrere Burgmannenhöfe von Familien des niederen Adels, die die Burg für den Landesherrn verwalten und verteidigen mussten.
Seit der Verlegung der Residenz nach Detmold im 16. Jahrhundert war die Blomberger Burg Sitz eines Amtmannes, der das Amt Blomberg im Auftrag der Landesherrschaft verwaltete. Nach dem Testament Graf Simons VI. von 1613 verblieb die Stadt bei Lippe-Detmold, Burg und Amt Blomberg aber fielen an die erbherrliche Nebenlinie der Grafen zur Lippe-Brake. Als diese 1709 ausstarben, erbten die Grafen zu Schaumburg-Lippe in Bückeburg die Ämter Blomberg und Schieder.
Nach längeren Erbstreitigkeiten gelangten Burg und Amt Blomberg 1748 endgültig in den Besitz der Bückeburger. Sie legten eine militärische Besatzung auf die Burg und es kam zu Konflikten mit der Stadt, die weiterhin zu Lippe-Detmold gehörte. Das Amt Blomberg fiel 1838 an das Fürstentum Lippe-Detmold zurück, die Burg wurde erst 1962 von der Stadt Blomberg zurückerworben. 1971 erwarb der Landesverband Lippe die Burg und baute sie zum Hotel aus. Seit 2021 befindet sich die Burg in Privatbesitz; eine Wiedereröffnung als Hotel ist geplant.
Eine Besichtigung des Burghofes ist aktuell nicht möglich.
Klosterkirche
Die spätgotische Klosterkirche Im Seligen Winkel erinnert an ein wichtiges Ereignis der Blomberger Stadtgeschichte: Ostern 1460 stahl eine Frau 45 geweihte Hostien aus der Blomberger Stadtkirche St. Martini und warf sie aus Angst vor Verfolgung in einen Brunnen. Die Frau, der erst Jahrhunderte später der Name „Alheyd Pustekoke“ beigelegt wurde, wurde festgenommen, gefoltert und für ihre Freveltat auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Der Brunnen, in den sie die Hostien geworfen hatte, galt seitdem als wundertätig, 1462 wurde darüber eine Kapelle errichtet. Blomberg wurde zum Wallfahrtsort, tausende von Gläubigen pilgerten von weither zum Wunderbrunnen. Ein Pilgerzeichen aus Blomberg wurde 1973 in Amsterdam entdeckt, weitere Funde sind aus dem Ostseeraum bis ins Baltikum bekannt. Die Pilger brachten Geld für den Wiederaufbau der 1447 zerstörten Stadt.
1468 gründete Edelherr Bernhard VII. zur Lippe bei der Wallfahrtskapelle in Blomberg ein Kloster. So entstand das Augustiner-Chorherrenstift „Zum Heiligen Leichnam“, das mit Augustinermönchen aus Möllenbeck bei Rinteln besetzt wurde. Wallfahrt und Kloster blühten schnell auf, die Kapelle wurde zur dreischiffigen Hallenkirche ausgebaut und 1473 geweiht. Das Kloster erwarb umfangreichen Landbesitz und einen „Außenhof“ in Schieder.
Die Klosterkirche wurde zugleich Grablege der Edelherren zur Lippe. Die spätgotische Grabtumba des Stifters Bernhard VII. zur Lippe und seiner Frau Anna von Schaumburg blieb erhalten, sie entstand um 1511 wird dem Münsteraner Bildhauer Heinrich Brabender, genannt Beldensnyder, zugeschrieben.
Schon bald nach 1500 verlor die Wallfahrt an Bedeutung, das Kloster geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1533 begann die Auflösung des Konvents infolge der Reformation und das Kloster verkaufte seinen „Außenhof“ in Schieder an den Landesherrn. 1538 wurde auf dem Landtag zu Cappel die Reformation in der Grafschaft Lippe eingeführt, in der Folge wurde das Kloster endgültig aufgelöst, der letzte Chorherr starb 1570. Seit dem Abbruch der Stadtkirche St. Martini (1833) dient die frühere Klosterkirche als evangelisch-reformierte Stadtkirche.
Martiniturm
Der mächtige Turm der früheren Stadtpfarrkirche St. Martini gehört zu den ältesten Bauwerken in Blomberg. Zusammen mit Teilen der Burg und der Stadtbefestigung reicht der Kirchturm möglicherweise bis in die Zeit der Stadtgründung um 1240-50 zurück und überstand die Zerstörung der Stadt in der Soester Fehde (1447).
Die Außenmauern des heute dreigeschossigen Turmes stammen noch aus dem 13. Jahrhundert. Der westliche Eingang ist ein frühgotisches Spitzbogenportal mit dreifach gestuftem Gewände. Eine große Spitzbogenöffnung in der Ostwand verband den Turm mit dem Kirchenschiff. In der südlichen Außenwand führt eine steinerne Wendeltreppe in die oberen Turmgeschosse. Der ursprünglich viergeschossige Turm besaß früher ein Satteldach mit einem spitzen Dachreiter.
Die alte stadtkirche St. Martini war eine einschiffige spätgotische Saalkirche mit schmalerem Chor, die nach der Zerstörung von 1447 wiederaufgebaut worden war. 1833 wurde sie wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen. Seitdem dient die frühere Klosterkirche Im Seligen Winkel als ev.-ref. Stadtkirche.
Der alte Martinikirchturm blieb als Glockenturm erhalten. 1846 wurde der Turm von dem Detmolder Baumeister Ferdinand Merckel um ein Stockwerk verkürzt. Darüber wurde der heutige, pyramidenförmige Turmhelm mit Schieferdeckung errichtet. Zugleich erhielt das Glockengeschoss drei große, neugotische Maßwerkfenster. Das Turmuhrwerk lieferte die Firma F. A. Beyes aus Hildesheim 1888.
Eine mittelalterliche Glocke, nach einer Inschrift 1463 von „broder arent“ gegossen (oder gestiftet?), blieb im Turm bis heute erhalten. 1844-45 wurden fünf Glocken im Turm von Heinrich Ludwig Lohmeier, Gütersloh, umgegossen. Diese mussten 1917 im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben werden. 1921 wurden drei Gussstahlglocken angeschafft, die 1978 durch das heutige Bronzegeläut ersetzt wurden.
1879 wurde an der Stelle des abgerissenen Kirchenschiffes das Amtsgericht nach einem Entwurf des Landbaumeisters Hermann errichtet. Das Gebäude ist ein Werksteinbau aus rotem Sandstein im spätklassizistischen “Rundbogenstil”. Es beherbergt heute die Stadtverwaltung.
Mehr unter www.martiniturm.de.
Stahl-Nelke
Im Jahre 2019 fertigte der Stahlkünstler Hans Kordes im Auftrag der Stadt Blomberg
die größte Nelke der Welt. Die Aufgabe bestand darin, ein Werk zu schaffen dass der Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt und der Geschichte darstellt und fördert.
Daher symbolisieren die 19 Blütenblätter die einzelnen Ortsteile der Nelkenstadt Blomberg.
Sie wurde aus bis zu 15 mm dicken, korrodierten Stahlblechen gefertigt.
Inklusive Podest wiegt sie 6,5 Tonnen. Sie ist 6,6 m hoch und 6,0 m breit.
Nicht nur das Kunstwerk selbst, sondern auch die technische Umsetzung war ein echtes Meisterwerk. Allein die statischen Berechnungen umfassen 120 Seiten. Z.B. musste eine Traglast von 3 cm Eisregen und Sturmböen von 240 km/h berücksichtigt werden.
Im Sockel der „Blomberger Nelke“ hat der Künstler u.a. die botanische Blütenformel und den lateinischen Namen „Dianthus“ verewigt.
Die Umsetzung des Projektes, von der Idee bis zur Einweihung, dauerte 1,5 Jahre. Rein handwerklich haben 2 Schweißer, ca. 100 Stunden an dem Kunstwerk gearbeitet. Gut vorbereitet war die Nelke jedoch schon nach 2 Stunden an ihrem Standort aufgestellt.
Info zu Hans Kordes: www.stahl-zeit.de
Kunst am Blomberger Kreisel
Mitten durch die Kleinstadt Blomberg in Ostwestfalen-Lippe führt die Bundesstraße 1, die von der niederländischen Grenze bei Aachen bis nach Küstrin-Kietz an der polnischen Grenze führt.
1997 wurde an einer markanten Stelle eine große Kreuzung durch einen Kreisverkehr ersetzt. Dadurch fließt der tägliche Verkehr von vielen tausend Fahrzeugen des Nah- und Fernverkehr gleichmäßig durch den Ort.
Dieser wichtige Verkehrs-Knotenpunkt ist der Standort für eine Skulptur, die auf drei Seiten prägende Elemente der Stadt Blomberg dargestellt: das historische Rathaus von 1587, das historische Stadttor von 1530 sowie die zeitgenössische Architektur des Industrie-Unternehmens Phoenix Contact. Diese drei Seiten sind durch weitere Darstellungen und Symbole bereichert, die jedes einen historischen oder aktuellen Bezug zur Stadt und ihrer Geschichte haben: Architektur und Geschichte, Handwerk und Industrie, Vereinsleben und Städte-Partnerschaft.
Die 4,30 Meter hohe Skulptur aus Bronze zeichnet sich durch ihre klare Grundform aus, die aus 29 Teilen gegossen wurde. Die Bildelemente sind erhaben herausgearbeitet, die Motive der drei Seiten verschmelzen ineinander und bilden ein harmonisches Ganzes.
Die Skulptur wurde von der Bildhauerin Bärbel Dieckmann geschaffen. Die gebürtige Bielefelderin lebt und arbeitet in Berlin.
Schuhmacherwerkstatt
Die Kuhstraße war eine der wichtigen Nebenstraßen in der um 1240-50 gegründeten Stadt Blomberg. sie erschließt das „Große Viertel“. 1299 wird sie als „platea vaccarum“ (lateinisch für Kuhstraße) erstmals erwähnt. Hier lebten aber keineswegs nur „Ackerbürger“ – vielmehr waren die meisten Bewohner der Kuhstraße Handwerker.
1776 wohnten an der Kuhstraße allein 14 Schuhmacher. Daran erinnert die historische Schuhmacherwerkstatt in der Stadtbücherei (Kuhstraße 16). Das „Schuhmacheramt“ war mit zeitweilig über 100 Meistern die stärkste Handwerkerzunft in Blomberg. Da es gleichzeitig für die Lohgerberei, also die Lederproduktion, zuständig war, hatte das Schuhmacheramt großen wirtschaftlichen Einfluss und Blomberger Schuhmacher konnten preiswerter produzieren als ihre Konkurrenten in anderen Städten. Seit dem 16. Jahrhundert belieferten sie auswärtige Märkte bis nach Hannover und Braunschweig oder Hessen und Waldeck.
Die Schuhmacher waren häufig „auf Schusters Rappen“, also zu Fuß unterwegs und trugen die Schuhe an einer Stange auf den Schultern. Nach Blomberger Überlieferung ließ der Vordermann im Dunkeln seinen weißen „Hemdschlapp“ aus der Hose hängen, das wurde die „Blomberger Schusterlaterne“ genannt.
Dagegen waren nur wenige Blomberger Bürger hauptberufliche „Ackerleute“ oder „Ackerbürger“, 1776 waren es 30 von ca. 310 Haushalten. Die Blomberger Acker- und Fuhrleute besaßen als Einzige Pferdegespanne, Wagen und Ackergeschirr. Damit betrieben sie ihre eigene, zumeist bescheidene Landwirtschaft. Außerdem führten sie Ackerarbeiten und Fuhrdienste im Lohn für ihre Nachbarn durch.
Groene Plaats
Am Ende des Kurzen Steinwegs stand das Heutor, neben dem erhaltenen Niederen Tor das zweite Tor der Blomberger Stadtbefestigung. Hier verließ die Handelsstraße, die Kölnische Landstraße, die Stadt in Richtung Hameln. Das Neue Tor an der Straße nach Barntrup kam vermutlich erst später hinzu. 1450 wurde das Tor als „Heyd Tor“, Heide-Tor, bezeichnet, der heutige Name „Heutor“ entstand erst im 18. Jahrhundert. Vor dem Tor gab es tatsächlich Weideflächen, die mit Heide bewachsen waren, daran erinnern Flurnamen wie „Heidplatz“ am Schmuckenberger Weg.
Eine Stadtansicht der Kupferstecher Elias und Heinrich van Lennep zeigt die Stadt von der Ostseite um 1665. In der Mitte ist das Heutor mit Torturm, Zwinger und Vortor zu erkennen.
Die Stadt war mit Mauern und mindestens neun Türmen befestigt, nach Lemgo galt Blomberg im Mittelalter als die am stärksten befestigte Stadt in Lippe. Vor der Stadtmauer lagen die umzäunten Gärten der Bürger. Als zusätzlicher Schutz war der Stadtmauer ein Knick oder „Hagen“ vorgelagert, eine undurchdringliche Dornenhecke mit einem Graben davor. Daran erinnern die heutigen Straßennamen „Hagenplatz“ und „Hagenstraße“. Das Heutor wurde 1793 abgebrochen. Fundamentreste der vorgelagerten Zwingermauern wurde 2013 ausgegraben.
1829 wurde ein neuer Friedhof vor dem Heutor angelegt, er ersetzte den mittelalterlichen Kirchhof der Martinikirche. Dieser Friedhof wurde 1882 geschlossen, seit 1868 besteht der heutige Friedhof am Ostring. Auf dem alten Friedhof am Heutor stehen heute noch zwei Grabdenkmäler, u. a. von dem Bürgermeister und Stadtsyndikus Wilhelm Conrad Piderit (1752-1823). Um 1925 wurde dort ein Kriegerdenkmal des Horner Bildhauers Robert Henckel errichtet, es erinnert an 179 Gefallene des Ersten Weltkrieges. 2009 wurde der alte Friedhof neu gestaltet und wegen der guten Beziehungen Blombergs zu den Niederlanden in „Groene Plaats“ umbenannt.
Die alte Meierei
Südlich der Blomberger Burg, zwischen Brinkstraße und Stadtmauer, liegt der ummauerte Bezirk der „Niederburg“. Hier befand sich die „Meierei“, der alte Wirtschaftshof der Blomberger Burg mit mehreren landwirtschaftlichen Gebäuden: 1784 werden das „Vorwerk“, das „Schweine Haus“ und das „Hornhaus“ (Kuhstall) genannt. 1808 wurde die Burgmeierei in das Diestelbachtal außerhalb der Stadt verlegt (heute Gut Blomberg).
Am südlichen Tor der Niederburg (Ausgang zur Weinberggasse) befinden sich die Wappen von Graf Casimir zur Lippe-Brake und seiner Gemahlin Anna Gräfin zu Sayn-Wittgenstein mit der Jahreszahl 1679. Seit 1613 befanden sich Stadt und Amt Blomberg im Besitz der erbherrlichen Nebenlinie der Grafen zur Lippe-Brake, später der Grafen zu Schaumburg-Lippe in Bückeburg.
Von der alten Burgmeierei blieb nur das frühere Schweinehaus mit steinernen Außenwänden und einem großen Kornboden erhalten. Bei einem Brand, der 1706 in einer Schmiede an der Brinkstraße ausgebrochen war, war das Gebäude bis auf die Außenmauern zerstört worden. 1707-08 wurde es wiederaufgebaut und erhielt ein neues, aufwendig gezimmertes Dachwerk. Das sogenannte Steinhaus wurde 1987-89 saniert und dient seitdem als städtisches Kulturhaus „Alte Meierei“.
Der schaumburg-lippische Drost Christian Freiherr von Ulmenstein (1767-1840) war Amtmann auf der Blomberger Burg und ein passionierter Blumenzüchter. 1834 begann er mit der Zucht von Nelken in einem Garten an der Nordseite der Burg. Ulmensteins starb 1840, seine Grabplatte und die seiner Frau befinden sich heute im „Schweigegarten“ neben dem Alten Amtshaus. Der Amtsdiener Friedrich Vöchting führte die Nelkenzucht mit großer Leidenschaft weiter. Ulmenstein und Vöchting begründeten den Ruf Blombergs als „Nelkenstadt“.
Der Sohn Hermann Vöchting (1847-1917) war ebenfalls ein begeisterter Gärtner. Nach einer Ausbildung in der fürstlichen Hofgärtnerei in Detmold studierte er in Berlin und Göttingen und promovierte 1873 in Botanik. Nach wissenschaftlichen Tätigkeiten u. a. in Bonn und Basel wurde Hermann Vöchting schließlich ordentlicher Professor und Leiter des Botanischen Instituts an der Universität Tübingen. Der hochangesehene Botaniker gilt als berühmter Sohn der Stadt Blomberg. 2006 wurde das Hermann-Vöchting-Gymnasium nach ihm benannt.
1875 erwarb der Gärtner Carl Gronemann (1875-1932) die Nelkenzucht. Er baute sie zu einem großen Gärtnereibetrieb auf dem Gelände der früheren Burgmeierei aus. In zahlreichen Gewächshäusern steigerte Gronemann das Sortiment von 75 auf über 1.700 Nelkensorten. 1884 wurde er fürstlicher Hoflieferant, mehrfach besuchte das lippische Fürstenpaar seine Nelkengärtnerei. In gedruckten Katalogen vertrieb Gronemann seine Nelkensorten weltweit bis nach Russland, Amerika und Japan. Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Nelkenzucht zurück, doch führte Gronemanns Tochter die Gärtnerei noch bis 1976.
Schweigegarten
Beim Betreten des Schweigegartens bietet sich ein Bild der Idylle und Stille. Linksseitig in die Stadtmauer sind die Grabplatten des Freiherrn Christian von Ulmenstein, welcher einst die Blomberger Nelkenzucht begründete, und seiner Frau eingelassen. Darüber hinaus sind die Reste eines ehemaligen Wachturmes zu erkennen, der von der ursprünglichen Wehrhaftigkeit Blombergs zeugt